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Eigentumsfrage.de/Blog

Die Linke und die Eigentumsfrage

In diesem Blog möchte ich in einer Reihe von Beiträgen die Haltung der Linken zur Eigentumsfrage einmal gründlich behandeln. Dabei richte ich mich an alle, die sich in der gegenwärtig deprimierenden Situation Gedanken über die Zukunft und die Perspektiven der Linken als politischer Bewegung machen und lade alle ein, sich an meinen Überlegungen zur Eigentumsfrage mit Kommentaren und Kritik zu beteiligen. 

Es waren zwei Beobachtungen, die mich zu dem Blog veranlasst haben. Zum einen ist mir immer wieder aufgefallen, dass viele politische und ökonomische Diskussionen, Beiträge und Gespräche über die Miet- und Wohnsituation, über das Gesundheitswesen oder den Klimawandel, ja sogar über die Künstliche Intelligenz an den Punkt gelangt sind, wo gerade von Linken festgestellt wurde, dass man angesichts all der Missstände doch eigentlich die Eigentumsfrage stellen muss. Doch statt an diesem Eigentlichen festzuhalten und sich in der Tat über die Eigentumsfrage Gedanken zu machen, schweift man meist wieder ab und redet über Dies und Das.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass selbst in den linken Diskursen die Eigentumsfrage, obwohl sie zugegebenermaßen doch das Eigentliche ist, irgendwie ein Tabu ist oder dass es zu schwer fällt, darauf eine gute Antwort geben zu können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die andere Beobachtung ist, dass die Linke sich zur Zeit programmatisch darauf verständigt hat, irgendwie einen Pluralismus der verschiedensten Eigentumsformen anzunehmen. Neben dem kapitalistischen Privateigentum soll es auch genossenschaftliches, kommunales, staatliches, öffentliches Eigentum geben. Und tatsächlich streiten ja viele in den verschiedensten Bereichen für solche alternativen Eigentumsformen. 

Ich meine allerdings, dass, wenn man nur ein wenig in die Geschichte zurückblickt, die Linke als politische Bewegung sich nie, weder theoretisch noch praktisch, mit einem solchen Katalog von Eigentumsformen zufrieden gegeben hat, wo jeder sich das aussucht, was ihm am besten passt. Mir erscheint dieser Katalog vielmehr als Ausdruck einer gewissen Ratlosigkeit oder gar Resignation vor den realen Eigentums- und Machtverhältnissen im kapitalistischen System. Man will diesem System Nischen gemeinschaftlichen Eigentums abringen und abgewinnen, ohne die Eigentumsfrage jedoch grundsätzlich zu stellen und sie, wie das vormals war, zu einem Politikum zu machen.


Im folgenden werde ich daher eine fortlaufende Reihe von Beiträgen veröffentlichen, die sich zuerst mit der Geschichte der Linken als politischer Bewegung, dann mit den gegenwärtigen Stellungnahmen und Haltungen zur Eigentumsfrage befassen wird.  Schließlich werde ich der Frage nachgehen, welche Form des Eigentums den großen künftigen Herausforderungen  angemessen  sein wird.

Ich wünsche mir dabei eure Zustimmung wie Kritik.
 

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Zur Person

Mein Name ist Alexander von Pechmann. Ich bin Professor für Philosophie und politische Theorie an der LMU München, Mitherausgeber des Widerspruch - Münchner Zeitschrift für Philosophie, Mitglied der GEW und des Bunds demokratischer Wissenschaftler (BdWi). Ich war zudem langjähriger Dozent an Volkshochschulen.

PublikationenDie Eigentumsfrage im 21. Jahrhundert (2021)

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