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Der Hegemonieverlust der Linken

Seit dieser Zeit, so nehme ich an, hat die Linke, im Westen wie im Osten, das bisherige Vertrauen in die Mach- und Gestaltbarkeit einer solidarischen Gesellschaft von Freien und Gleichen verloren. Infolge der zunehmenden Ratlosigkeit der Linken übernahm seit den 80er Jahren dann der Neoliberalismus als Gegenbewegung die Hegemonie. Er verteidigte nunmehr ausdrücklich die kapitalistische Privateigentumsordnung als Grundlage der Freiheit und des ökonomischen Wachstums, sah in der sozialen Ungleichheit keinen Missstand, sondern ein wesentliches Element des Fortschritts und ersetzte eine Politik des solidarischen Miteinanders durch die letztlich gnadenlose Konkurrenz des Marktes.

Mit seiner Politik der rücksichtslosen Reprivatisierungen im Westen wie im Osten hat er über die sozialistische Idee einer Gemeineigentumsordnung gesiegt. Damit aber ist mit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts das Zukunftsprojekt einer brüderlich-solidarischen Gesellschaft von Freien und Gleichen, das die Linke als politische Bewegung zwei Jahrhunderte lang beseelt hatte, und in deren Zentrum die Eigentumsfrage, die Frage nach der Verfügungsmacht über den gesellschaftlichen Reichtum, stand, trotz aller zeitweiligen Erfolge, an der Realität, an der Macht der Verhältnisse, gescheitert.

Die Eigentumsfrage, so wird man das Fazit ziehen müssen, ist entschieden: Sie gehört spätestens seit dem Washington Consensus um die Jahrhundertwende auf den Müllhaufen der Geschichte. Seither fehlt der Linken eine Vision, der ihre Kämpfe um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit über das ethisch-moralische Anliegen hinaus zu motivieren und zu orientieren vermag.



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