Die „Konvergenz der Systeme“
Aktualisiert: 24. Apr.
Während der sogenannten „Reformära“ in den 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts kam es dann sogar so weit, dass die Linke im Westen und im Osten sich wieder anzunähern schienen. Man sprach damals von einer Konvergenz der beiden Systeme, des privatwirtschaftlichen Kapitalismus und des gemeinwirtschaftlichen Sozialismus, die sich aus den gemeinsamen Notwendigkeiten und den Möglichkeiten der Planung der gesellschaftlichen Prozesse ergeben.
Der Antagonismus der Systeme, so die Argumentation, sei überholt. Der Prozess der Industrialisierung mit seinen Eigengesetzlichkeiten zwinge zur Konvergenz der ökonomischen, politischen und sozialen Institutionen. Im Kapitalismus wachse der Einfluss des Staates, und der Sozialismus werde mit der Industrialisierung zur Dezentralisierung der Planungs- und Entscheidungsbefugnisse gezwungen sein.
Diese angenommene Konvergenz ließ nun in der Tat die Frage nach der Eigentumsordnung, ob privat oder gemeinschaftlich, ausdrücklich als irrelevant erscheinen. Denn beide Male waren es nicht die Eigentümer, sondern die Technokraten, die Planer und Manager, die die Verfügungsmacht über die Produktionsmittel hatten bzw. haben sollten, um, als Endziel, die Wohlfahrt aller herzustellen und zu garantieren.
Doch diese Hochphase linker Hegemonie und der „Entspannungspolitik“ währte nur kurze Zeit. Im Westen kehrte wider alle Erwartung die Massenarbeitslosigkeit zurück, deren Überwindung doch das Kernstück sozialdemokratischer Politik gewesen war. Und im Osten stagnierte die ökonomische Entwicklung auf ganzer Linie, die doch, angeleitet durch die kommunistischen Parteien, in den versprochenen Wohlstand für alle führen sollte.
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