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Alexander von Pechmann

Was ist der Mensch? Teil der Natur!

Man mag es fassen, wie man will: Im Rahmen auch der linken Politik ist die Natur bislang ganz selbstverständlich vom Menschen her, d.h. menschenzentriert, gedacht und traktiert worden. Die Natur galt bezeichnenderweise als die „Umwelt“, in deren Zentrum der Mensch stand. Und sie erhielt in erster Linie ihre Bedeutung dadurch, dass sie dem Menschen entweder nützte oder ihm schadete. Bezugspunkt jedenfalls war allemal der Mensch, und im Rahmen linker Politik war es zudem jeder einzelne Mensch, um dessen Freiheit und Glück es den linken Bewegungen gegangen ist. Nur sporadisch kamen da warnende Hinweise wie die des alten Friedrich Engels’, dass die Menschen keineswegs die Herren über die Natur seien, sondern dass sie selbst Teil der Natur sind und ihr "mit Fleisch und Blut und Hirn", wie er schrieb, angehören.

Dieser damals eher philosophisch-theoretische Gegensatz vom Menschen als dem Herrn oder als einem Teil der Natur ist heute jedoch zu einer praktisch-politischen Differenz ums Ganze geworden. Denn es ist absehbar, dass eine weiterhin menschenzentrierte Praxis an den objektiven, dem menschlichen Zugriff entzogenen erdgeschichtlichen Vorgängen des Klimawandels, des Artensterbens, der Eisschmelze etc. zerschellen wird, da eine so ausgerichtete Praxis zugleich die natürlichen Grundlagen vernichten wird, auf die das Leben der kommenden Generationen angewiesen sein wird..

Angesichts dieser neuen Situation des „Mensch-Natur-Verhältnisses“ wird man im Rückblick wohl sagen müssen, dass es, bei allem sozialen Antagonismus der Klassen, gewissermaßen eine geheime Übereinkunft zwischen Kapitalisten und Sozialisten gegeben hat. Denn beide hatten den technischen wie den sozialen Fortschritt ohne Rücksicht auf die Natur konzipiert. Sie waren beide menschenzentriert. Heute jedoch, im Zeitalter des Anthropozäns, ist eine solche Praxis nicht nur naturzerstörerisch, sie ist langfristig auch selbstzerstörerisch.

Der Mensch, so ist die daraus folgende Lehre, ist eben nicht Herr über die ihn umgebende Natur, die er zu seinen Bedürfnissen und Zwecken gebrauchen kann. Er ist heute schlicht gezwungen, sich nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis naturzentriert zu begreifen, das heißt – er ist nicht nur schlicht eins mit der Natur, sondern ist Teil der ihn umfassenden Natur.


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