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 Artikel zum Thema

"Das sind Ammenmärchen"

Gespräch Die Fixierung auf technische Lösungen verstellt den Blick auf die Drastik der Klimakatastrophe, sagt die Philosophin Eva von Redecker.   

Ein "Grüner Kapitalismus", so von Redecker, ist weit davon entfernt, Lebensräume menschen- und planetenfreundlich zu gestalten. Mit Karl Marx und Hannah Arendt erklärt sie, was der Weltverlust mit der Eigentumsfrage zu tun hat.

"Keine Welle, sondern ein Brand"

Interview Der indische Immunologe Satyajit Rath erklärt, warum die Politik weltweit überfordert ist und das Virus uns noch lange im Griff haben wird.                           [Süddeutsche, Nr. 198, 28./29.8.2021, S.9]

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) war im Mai 2020 bestrebt, eine politische Entscheidung herbeizuführen, die ein weltweit gemeinsames Vorgehen vorschreibt: multinationale Forschung mit vergleichbaren Tests, solidarisch und koordiniert von der WHO.

Dieses Vorhaben, so Rath, scheiterte nicht nur an den nationalen Eigeninteressen, sondern schlimmer: "Wir haben es auch zugelassen, die Lösung dieses globalen Problems an die Privatwirtschaft auszulagern. Die Lösung einer der größten Menschheitskrisen liegt nun im hochkapitalistischen Pharmasektor." Eine Firma wie Pfizer meldet Rekordbörsenwerte.

"Wenn ein Fluss vor Gericht gewinnt"

Artikel  Klagende Ökosysteme: In vielen Ländern gilt die Natur nicht mehr als etwas, das der Mensch benutzen darf, sondern als juristisches Subjekt. 

[Süddeutsche, Nr. 246, 23./24.10.2021, S.2]

In Guatemala, Ecuador, Kolumbien werden Flüsse oder die "Mutter Erde" vor Gericht als "Subjekt eigener Rechte" anerkannt. In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht den Schutz des Erdklimas zur verpflichtenden Norm erhoben. "Die eng verwobene Co-Existenz von Mensch und Natur", so die Schlussfolgerung, " ist kein Mythos und kein religiöser Glaube. Sie ist eine Tatsache. Ein Slogan französischer Klima-Aktivisten lautet: 'Wir verteidigen nicht die Natur, wir sind die Natur, die sich verteidigt.'"

Die grüne Null

Artikel  Die Klimakrise lässt sich nicht durch Kompromisse lösen. Der Naturschutz gehört ins Grundgesetz.

von Kurt Stukenberg                                                      [Der Spiegel, Nr. 42, 16.10.2021, S. 48-49]

Die aufgrund des Pariser Klimaabkommens erforderliche Klimapolitik lässt große Verteilungskämpfe ohne Beispiel voraussehen. Sie speisen sich aus zwei unvereinbaren Logiken: auf der einen Seite die verschiedenen materiellen und politischen Interessen, auf der anderen Seite die "unverhandelbare Physik". Ohne eine Absicherung durch die "politische Integrität des Grundgesetzes", so der Autor, dürften die Klimaziele nicht zu bewältigen sein.

"Was genau müsste hinein ins Grundgesetz? Die explizite Verpflichtung zur Einhaltung der Pariser Klimaziele. Dazu gehören klare CO2-Einsparziele für jeden Sektor und ein verbindliches Restbudget für alle verbleibenden Treibhausgase, die Deutschland von nun an noch ausstoßen darf."

"Globale Solidarität bleibt ein bloßes Schlagwort"

Artikel  Welt versagt bei Pandemiebekämpfung                         [Süddeutsche, 27.10.2021, S. 13]

Der von der WHO und der Weltbank eingesetzte und unabhängige Global Preparedness Monitoring Bord (GPMB) musste in seinem jüngsten Bericht über die Coronabekämpfung feststellen, dass die Welt kollektiv versagt hat. Er charakterisiert den Zustand der Welt mit dem Wort "kaputt".

Die globale Gemeinschaft leide mehr denn je unter Ungerechtigkeit, Spaltung sowie der Unverbindlichkeit ihrer Gesundheitspolitik. Solidarität werde noch immer als ein Akt des guten Willens verstanden, nicht als eine gemeinsame Antwort auf ein gemeinsames Problem.

Zwar haben die internationalen Gremien gemeinsam über Wege der Pandemiebekämpfung diskutiert, aber am Ende "kaum mehr als Absichtserklärungen" hervorgebracht. Angesichts dieses Desasters fordern die Autoren ein verbindliches internationales Abkommen für Notlagen sowie eine Stärkung der WHO mit mehr Ressourcen - und der Möglichkeit, Mitgliedsländer zur Rechenschaft zu ziehen.

"Wir werden wieder und wieder mit schockierenden Ereignissen und Gefahren konfrontiert", zieht einer der Autoren, Elhady As Sy, das Fazit, "sei es in Bezug auf die Gesundheit oder das Klima. Ob sie sich zur Katastrophe ausweiten, hängt von unserer Vorsorge ab."

"Wem gehört der Himmel?"

Bericht "Der Himmel gehört nicht uns, sondern den künftig Lebenden." 

[Der Spiegel, Nr. 44, 30.10.2021, S. 58-64]

Alle sind sich einig: Treibhausgabe sind ein globales Menschheitsproblem. Dennoch steigt ihre Menge in der Atmosphäre Jahr für Jahr.
Als die UNO-Klimakonvention 1992 verabschiedet wurde, hat man überlegt, die Atmosphäre zum gemeinsamen Menschheitserbe zu erklären. Sie hätte der Klimapolitik einen völlig neuen völkerrechtlichen Status gegeben: Die Staaten hätten sich gemeinsam auf verbindliche Regelungen für die Nutzung der Atmosphäre einigen müssen, gegebenenfalls durch die Gründung einer supranationalen Behörde. "Das war aber nicht gewollt." Die Staaten befürchteten die Einmischung einer solchen Instanz.
Stattdessen kam es 2015 zum Pariser Klimaabkommen, das jedoch nur auf den freiwilligen Zusagen der souveränen Nationalstaaten beruht: Jedes Land macht, was es für richtig hält. Für Axel Ochsenfels, Ökonom und Spieltheoretiker an der Uni Köln, ist das blauäugig: "Unilaterales Handeln ... bringt dem Klima wenig." Trotz des Pariser Übereinkommens und mehr als ein Dutzend UNO-Klimakonferenzen seither, trotz Kyoto-Protokoll, Kopenhagen-Vereinbarung und Marrakesch-Proklamation, trotz Sachstandsberichten und Fahrplänen und Development-Mechanismen - weltweit sind im selben Zeitraum jährlich 420 Millionen Tonnen draufgesattelt worden. Im Weltmaßstab sieht es aus, "als wäre überhaupt nichts passiert."

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