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Die kapitalistische Produktionsweise zerstört die natürlichen Lebensgrundlagen

Was aber folgt aus dieser naturzentrierten Perspektive für die Linke als politischer Bewegung? Für mich folgt daraus: sie muss die Eigentumsfrage erneut und grundsätzlich stellen. Denn wenn diese Frage nicht gestellt wird, dann setzt man stillschweigend voraus, eine solche Praxis der Erhaltung der Lebensgrundlagen künftiger Generationen sei im Rahmen der gegenwärtigen Verhältnisse des privaten Eigentums an den Schätzen der Natur und an den gesellschaftlichen Produktionsmitteln möglich. Man geht davon aus, eine in diesem Sinne nachhaltige Güterproduktion sei ohne die Veränderung der Eigentumsverhältnisse allein durch entsprechende technische Innovationen oder durch die Verhaltensänderung der Produzenten und Konsumenten möglich.

Gegen die Annahme dieser Möglichkeit möchte ich nun keine Fakten, Zahlen und Statistiken anführen, um sie zu widerlegen. Sie erscheint mir aus folgendem Grund als völlig unplausibel: Das Rechtsinstitut des Privateigentums an den Produktionsmitteln, das das Bürgertum historisch erst in England, dann in Frankreich und den USA dem Feudaladel in Revolutionen abgerungen hat und das heute weltweit Geltung hat, beinhaltet das subjektive Recht des Eigentümers, die Produktionsmittel als Kapital zum Zweck der Wertvermehrung bzw. der Profitmaximierung zu gebrauchen. Es legitimiert damit die kapitalistische Art der Produktion. Diese auf die Wertvermehrung gerichtete Produktion hat nun aber gerade nicht die erforderliche Erhaltung der Lebensbedingungen künftiger Generationen zum Ziel, sondern ausdrücklich den Profit. Es ist das Axiom jeglicher kapitalistischer Ökonomie, dass der Einsatz des Kapitals sich für seinen Eigentümer rentieren muss; sonst wird nicht produziert.

Zwar lässt sich damit gut begründen, dass unter diesen Eigentumsverhältnissen die Masse der Güter notwendig wächst und dass damit auch – zumindest langfristig – der gesellschaftliche Wohlstand vermehrt wird. Dies war ja auch die von den Linken geteilte Annahme, dass mit der kapitalistischen Produktionsweise sowohl der technische Fortschritt als auch das Wirtschaftswachstum verbunden sind, dessen Früchte dann allerdings durch Eingriffe des Staates oder durch neue gemeinschaftliche Eigentumsverhältnisse gerecht verteilt werden müssen. Aber es lässt sich gerade deshalb nicht begründen, dass durch diese, auf die Profitmaximierung gerichtete Produktionsweise zugleich auch die natürlichen Lebensbedingungen für die künftigen Generationen gesichert werden.

Gehen wir einmal zurück zum alten Adam Smith, dem Begründer dieser Theorie, so war es für ihn schon ein ihm unverständliches Paradox, wie durch das eigennützige Profitstreben der einzelnen Kapitalisten als privater Eigentümer zugleich das Gegenteil, nämlich das allgemeine Wohl, der „Wohlstand der Nationen“, befördert wird. (Er sah da die Hand Gottes im Spiel). Angesichts dessen muss es noch weit unverständlicher bleiben, wie durch eben dieses Profitstreben der Privateigentümer zugleich die natürlichen Lebensbedingungen künftiger Generationen gesichert und erhalten werden sollten.

Wenn wir diesen Faden weiterspinnen, dann bedürfte es, um dieses Ziel angesichts des global gewordenen Weltmarktes dennoch zu erreichen, der unrealistischen Idee eines regulierenden gesetzgebenden „Weltstaates“, der mit seinen massiven Eingriffen in die Produktion freilich in Widerspruch mit seiner Garantie des Rechts der Privateigentümer geraten würde, ihr Kapital zum Zweck der Wertvermehrung zu gebrauchen.

Angesichts dessen ist die gegensätzliche Annahme weit naheliegender und auch realitätsnäher, dass durch das Profitstreben als Zweck der Produktion die natürlichen Lebensbedingungen der kommenden Generationen laufend zerstört und untergraben werden. Das erleben wir jeden Tag. Es würde daher einem Wunder gleichen, wenn durch die kapitalistische Art der Produktion tatsächlich die natürlichen Lebensbedingungen der kommenden Generationen gesichert werden würden. Aber, wer glaubt heute noch an Wunder? Ich nicht.


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