Die Anfänge der linken Bewegung
Von einer eigenständig linken politischen Bewegung wird man sprechen müssen, seit im Verlauf der Französischen Revolution ab 1789 die soziale und damit die Eigentumsfrage zum Politikum wurde. Sie entzündete sich damals daran, dass durch die gesetzgebende Nationalversammlung all die großen Güter der katholischen Kirche in Frankreich enteignet und in Nationaleigentum umgewandelt worden waren; dass aber vom anschließenden Verkauf dieser Ländereien nicht die vielen kleinen Bauern und Handwerker, die die Revolution getragen hatten, sondern einige wenige reiche Großunternehmer profitierten.
Damit aber brach innerhalb des „dritten Standes“, der Träger der Revolution gewesen war, die Kluft auf: auf der einen Seite die Bourgeoisie, die durch die Revolution zu ökonomischem Reichtum und zu politischer Macht gekommen war; auf der anderen Seite die große Masse der verarmten Land- und Stadtbevölkerung, die sich um die Früchte der Revolution geprellt sah.

Das Fanal setzte die Erstürmung des Tuilerien-palasts am 10. August 1792 in Paris, als die aufständischen Bürger die alte, korrupte Verwaltung aus der Stadt vertrieben hatten und die Stadt jetzt von der Commune verwaltet wurde, die von ihnen selbst eingesetzt worden war.
Was die Aufständischen sich wünschten, war, mehr oder weniger klar artikuliert, nicht nur eine politische, sondern eine soziale Demokratie. „Den Bauern“, so haben es die Historiker Francois Furet und Denis Richet in ihrem Buch über „Die Französische Revolution“ beschrieben, ging es darum, „einen größeren Anteil an der Beute zu bekommen, die vom Bürgertum verlockend auf öffentlichem Platz ausgestellt worden ist: die Nationalgüter. Und in Paris haben die Krämer und Handwerker, Gesellen und Arbeiter die alten Gleichheitsutopien aus dem 16. und 17. Jahrhundert ... wieder entdeckt. Das Sansculottentum ist zu einer eigenen, bedrohlichen Macht geworden; es betrachtet den 10. August als unvollendeten Sieg, und es bringt sich fortan immer nachdrücklicher zur Geltung“ (203).
Seit diesem Pariser Aufstand vom 10. August 1792 wird man von der Linken als einer eigenständigen politischen Bewegung sprechen müssen, die – für die Herrschenden „bedrohlich“ – mehr und etwas anders wollte als eine bürgerliche Republik.
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